Faltin, Friedrich Richard, * 5. Jan. 1835 in Danzig, † 1. Juni 1918 in Helsinki. Faltin besuchte das Gymnasium in Danzig und erhielt seinen ersten Musikunterricht von dem dortigen Org. Fr. W. Markull. 1852/53 stud. er bei Hofkpm. Friedrich Schneider in Dessau, 1853–1856 und 1861/62 am Leipziger Kons. 1856 wurde er zum Musiklehrer der Behmschen Schule in Viipuri (Finnland; heute Sowjetunion) berufen. In dieser Handelsstadt mit einem bedeutenden deutschen Bevölkerungsanteil veranstaltete er KaM.-Konzerte, gründete einen Chor- und einen Orch.-Ver. und übte eine vielseitige Lehrtätigkeit aus. 1869 zog Faltin nach Helsinki, war zuerst eine kurze Zeit Kpm. am schwed. Theater, wurde aber 1870 zum Musiklehrer der Univ. (als Nachf. von Fr. Pacius) und 1871 zum Org. der Nikolaikirche (heute Dom) ernannt. Im selben Jahr gründete er einen Gsg.-Ver., mit dem er bis 1884 eine Reihe von oratorischen Werken aufführte. 1870–1880 war er (mit Unterbrechungen) Kpm. an der finn. Oper, und 1882–1910 unterrichtete er am Musikinstitut in Helsinki, zu dessen Mitbegründern er gehörte. 1896 gab er seine Stellung als Musiklehrer der Univ. auf und erhielt im selben Jahr den Prof.-Titel. Ferner beschäftigte sich Faltin organisatorisch im Musikleben und wirkte als Musikkritiker.
Werke (Ausw.). A. Kompositionen: Till Sylviasången (Zum Sylviagsg.; G. Lagus), Kant. f. gemCh. a cappella (1888), Helsingfors 1893, Söderström & Co; Promotionskantat (K. Krohn) f. gemCh. u. Orch. (1890), Kl.A. Helsingfors 1896, G.W. Edlund; Hilarianska lofsången (Der Hilarianisehe Lobgsg.) f. gemCh. (1889), Jyväskylä 1895, Gummerus; Zwei Gsge. (Mackay u. G. Lagus), Helsingfors 1892, G.W. Edlund; Festkantat (Aleksanderskantat; G. Lagus) f. MCh. u. Bläserensemble (1891), Kl.A. ebda. 1896; Bön för Finland (Gebet f. Finnland; Anna Edelheim) f. 1 St. m. Kl. (1898), Helsingfors 1899, Fazer & Westerlund. — Ferner Koralbok för de evangelisk-lutherska församlingarna i Finland (m. Rudolf Lagi; 113 Vorspiele v. Faltin), Helsingfors 1872 (mehrere Aufl.); Bearb. finn. Vld. u. Gsge. v. C. M. Bellman f. Chor a cappella, -o- B. Schriften: Eine Soiree bei Richard Wagner in Mk IV, 1901/05, II. 23, 347–350; Käytännöllinen moduloimisoppi. Praktisk modulationslära, Helsingfors u. Lpz. 1909, Helsingfors Nya Musikhandel u. B & H.
Faltins Lebenswerk war von einer fundamentalen Bedeutung für das auf manchen Gebieten noch wenig entwickelte finn. Musikleben. Seinen Kompos., die größtenteils als Auftragswerke entstanden und in erster Linie als Gebrauchsmusik zu bezeichnen sind, ist heute nur noch hist. Interesse beizumessen.
Literatur: T. Carpelan u. L. O. T u d e e r , Helsingin yliopisto. Opettajat ja virkamiehet vuodesta 1828 (Univ. Helsinki. Lehrer u. Beamte vom Jahr 1828), Helsinki 1925, Söderström & Co; K. Flodin, Richard Faltin in Finska musiker och andra uppsatser i musik (Finn. Musiker u. a. Aufsätze über Musik), Helsingfors 1900, Söderström & Co; ders. u. O. E h r ström, Richard Faltin och hans samtid (Richard Faltin u. seine Zeit), Helsingfors 1931, Holger Schildt; GroveD, 5/1954; T. Haapanen, Suomen säveltaide (Finnlands Tonkunst), Helsinki 1940, Otava; I. Krohn, Richard Faltin in E. Marvia (Hrsg.), Suomen säveltäjiä (Finnlands Komp.) I, Porvoo 2/1965, Werner Söderström Osakeyhtiö; RiemannL, 12/1959; Sohlmans MLex., Stockholm 1950.
Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Friedrich Blume, Bd. 15 (1973) Supplement (Kassel: Bärenreiter-Verlag)