Im Editorial ihres Magazins vom 4.1.2008, ”Zum Hinschied Leonard B. Meyers” (http://www.codexflores.ch/index.php/editorials/377-zum-hinschied-leonard-b-meyers), das mir unversehens begegnet ist, wird eine Textpassage zitiert, die angeblich dem Buch ”Emotion and Meaning in Music” (1956) von Leonard B. Meyer entstammt und auf deren Grund Meyer als ein Bahnbrecher der kognitiven Psychologie gerühmt wird:
Der wichtigste Faktor in dem Seelenvorgang, welcher das Auffassen eines Tonwerks begleitet und zum Genuss macht, wird am häufigsten übersehen. Es ist die geistige Befriedigung, die der Hörer darin findet, den Absichten des Komponisten fortwährend zu folgen und voran zu eilen, sich in seinen Vermutungen hier bestätigt, dort angenehm getäuscht zu finden. Es versteht sich, dass dieses intellektuelle Hinüber- und Herüberströmen, dieses fortwährende Geben und Empfangen, unbewusst und blitzschnell vor sich geht. Nur solche Musik wird vollen künstlerischen Genuss bieten, welche dies geistige Nachfolgen, welches ganz eigentlich ein Nachdenken der Phantasie genannt werden könnte, hervorruft und lohnt.
Der Autor dieser Worte ist aber nicht Meyer, sondern Eduard Hanslick. Sie befinden sich im fünften Kapitel seines berühmten Essays ”Vom Musikalisch-Schönen” (1854). Vgl. http://www.gutenberg.org/files/26949/26949-h/26949-h.htm, 133.
Prof. Dr. Ilkka Oramo
Helsinki