Magnus Lindberg: Mano a mano (2004)

Mano a mano ist Lindbergs erstes Stück für Gitarre solo. Das Instrument ist ihm aber nicht ganz unbekannt, denn er setzte es in verschienenen Kammermusikwerken wie Linea d’ombra für Flöte, Altsaxophon (oder Klarinette), Gitarre und Schlagzeug (1981), Decorrente für Klarinette, Gitarre, Vibraphon, Klavier und Cello (1992) und Kiri für Klarinette, Cello, Gitarre, Schlagzeug und Elektronik (1993) ein. Für Gitarre solo zu schreiben ist jedoch wegen des besonderen Charakters des Instruments eine viel komplexere Aufgabe: Die Herausforderung besteht darin, ihm einen guten Klang zu entlocken und die Seiten in Schwingung zu halten.

Mano a mano ist ein symphonisches Stück, dessen drei Sätze ungefähr den Sätzen eines klassischen Konzerts entsprechen; sie werden allerdings ohne Unterbrechung gespielt. Der erste Satz besteht aus einer doppelten Exposition, der sich anstelle einer Durchführung Strukturvariationen anschließen. Der zweite Satz beschwört ein großes Beethovensches Adagio mit einigen eingeschobenen Abschnitten in schnellerem Tempo herauf. Der erste Teil des dritten Satzes ist ein perpetuum mobile (mit den für Lindberg charakteristischen “come una macchina”-, Toccata- und Scherzo-Abschnitten), der mit einem lauten, rasselnden Höhepunkt endet. Der zweite, langsame Teil weckt Assoziationen an Skrjabins Poème de l’extase und mündet in eine Coda.

Die harmonische Anlage folgt dem Prinzip der Chaconne: Eine Kette von sechs Akkorden, die an die Stimmung der Gitarre anknüpfen, wird durch das ganze Stück hindurch wiederholt.

(Programmbuch der Berliner Festwochen 2004, 40–41)

About Ilkka Oramo

Professor of Music Theory, emeritus
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